SCHLAGSEITE Schulreform Von Lorenz Keiser Bald müssen wir über die Volksschulreform abstimmen. Man ist, ich gebe es zu, ein bisschen ratlos. Die Pisa-Studie belegt, dass in Sachen Lesefertigkeit die Schweizer Kinder europaweit am Schwanz liegen. Die Legas-Studie sagt dagegen, dass Legasthenie unter Schweizer Schülern im letzten Jahrzehnt um über zwei Drittel abgenommen hat. Heisst das, dass man in Diagnose und Therapie solche Fortschritte erzielt hat? Oder heisst es, dass die Schüler so schlecht lesen, dass man gar nicht mehr merkt, ob einer Legastheniker ist? Sicher, das Aneinanderreihen von Konsonanten, eine typische Form der Legasthenie, wird heute im Frühstadium erkannt. Solche Kinder, die häufig besonders intelligent sind, schreiben statt «Enten» zum Beispiel NTN, statt «Wellen» schreiben sie WLN, und statt «Pfeifen» schreiben sie FDP. Warum nun in Leserbriefen dauernd behauptet wird, dass die anstehende Schulreform, die diese Übel endlich an der Wurzel packt, von der Wirtschaft gewollt sein soll, ist dagegen überhaupt nicht einsichtig. Dyslexie, Dyskalkulie, Kleptomanie und kommuner Wahnsinn: Eigenschaften, die in der Schweizer Wirtschaft extrem gefragt sind. Oder wie ist es zu erklären, dass gestandene Manager seit Jahren statt Irrenanstalt immer wieder aus Versehen Rentenanstalt schreiben? Wie, dass Klotener Fluglinien, Badener Asbestkonzerne und Zürcher Finanzhäuser alle auf denselben Rechnungsfehlern basieren wie die Toni-Molkerei, nämlich auf den 254 Millionen, die der «Renten»anstalt alle drei Wochen fehlen? Roland Chlapowski, Direktor besagter Anstalt und schwerer Legastheniker (der Mann heisst eigentlich Klappner), soll an Verwaltungsratssitzungen zum Beispiel wiederholt gerufen haben: «Bührer befiehl, wir folgen dir!» Wäre dies mit rechtzeitigem logopädischem Stützunterricht zu verhindern gewesen? Eine Antwort erübrigt sich, da beide wegen komplexen Lernstörungen unterdessen zwangsversetzt sind. Während Bührer sein bizarres Hobby Frührechnen wieder zum Beruf macht und ab sofort ganztags Verzinsungssätze falsch subtrahiert, übergibt Chlapowski seinen Platz in der Förderstunde dem aus der FDP-Sonderschule Credit Suisse nachrückenden Dörig. Als Präsident der liberalen Trümmerpartei soll der psychosozial auffällige Versicherungsvertreter aus Schaffhausen dagegen durch einen verhaltensgestörten Versicherungsvertreter aus dem Appenzell ersetzt werden, womit ergotherapeutisch eigentlich alles klar wäre, ausser dass die SVP ganz unerwartet Anspruch auf den frei werdenden Sitz des FDP-Parteipräsidenten erhebt. Gemäss unseren Wähleranteilen blablabla . . .!», erklärt Schulhausabwart Blocher das Begehren gewohnt grobmotorisch und stellt als Kandidat Toni Bortoluzzi auf, der jahrelang in einer reinen Ausländerschule Klassenbester war (5 in serbisch Hobeln, 5-6 im Hütchenspiel, 6 in Spaghetti Napoli). «In einer FDP ohne FDP würde ich mich nämlich wohl fühlen», fügt Blocher legasthenisch lächelnd an und geht zurück zur parteiinternen Alphabetisierungskampagne. Und hier stellt sich dann schon die Frage, was das eigentlich alles noch mit unserer Volksschulreform zu tun hat. Ich kann Ihnen nur sagen: mehr, als Sie denken!